Christmas Surprise 14/12/2023 — 19:00
mit Filmen von Romuald Karmakar und Alex Gerbaulet

14. Dezember
19 Uhr

ATELIERFRANKFURT
Schwedlerstraße 1–5
60314 Frankfurt a.M.

ab 17 Uhr Sonderöffnungszeiten der Ausstellung AWAY

Wir freuen uns, ein weiteres gutes Jahr mit vielen tollen Künstler:innen, mit neuen Begegnungen an neuen und vertrauten Orten mit Euch und Ihnen verbracht haben zu dürfen.
Zum Abschluss des Ausstellungsjahres laden wir herzlich zu einem gemeinsame Nachmittag und Abend ein.
Für heiße Getränke und Gebäck ist gesorgt.

Romuald Karmakar, Coup de Boule, Deutschland 1987, 8 Min., Dreharbeiten: Wehrdienstpflichtige der Französischen Armee, Wittlich bei Trier, 1987, Foto © 1987 RK / Pantera Film GmbH
Alex Gerbaulet, SCHICHT, Deutschland 2015, 28:30 Min., © AG / pong film Berlin

Romuald Karmakar, Coup de Boule, 1987

Romuald Karmakar ist als Sohn einer französischen Mutter und eines indischen Vaters 1987 zum französischen Wehrdienst eingezogen worden. Der Bataillonsphotograph, der eigentlich den Ereignissen des Kasernenhoflebens ein „besonderes Gewicht geben“ soll, holt stattdessen seine Kameraden vor die Super-Acht-Kamera, die er am Ende eines Urlaubs eingeschmuggelt hat. Er filmt ein Phänomen, das in Frankreich verbreiteter als in Deutschland ist: „Coup de boule“, das Austeilen von Kopfnüssen. Aber die jungen Soldaten treten nicht gegeneinander an. Sobald sie ihren Namen, Alter und Dienstgrad genannt haben, rennen sie mit dem Kopf gegen einen Spind: „Zum Spaß, für alle Kameraden“. Die Vorstellung individueller Lebensläufe scheint bei diesem kollektiven Wettlauf um Anerkennung auf der Strecke zu bleiben. Von der eingedellten Tür lösen sich Zettel, die mit Reißnägeln angepinnt waren. Der Realität des Aufpralls bleibt es überlassen, die Lust an der Deformation, die befremdliche Wucht dieser Selbstdarstellung zu kommentieren.

Alex Gerbaulet, SCHICHT, 2015

SCHICHT ist zugleich Abrechnung und Spurensuche nach der (eigenen) Vergangenheit. Alex Gerbaulet begibt sich in ihrem Film auf einen Schwindel erregenden Trip durch Salzgitter: Eine Stadt wie ein Cyborg, in der sich Faser für Faser Geschichte ablagert. Roter Faden ist ihre Familiengeschichte, die durch Aufzeichnungen aus dem Privatarchiv zum Leben erweckt wird. Ihr Vater Rudolf lernt in den Reichswerken, arbeitet im Bergbau und bei VW. Mutter Doris erkrankt an Multipler Sklerose. Ihr Tagebuch ist Ausdruck ihres langsamen Verschwindens. Ihre Tochter benennen sie nach einer Sängerin: Alexandra. Die Tochter findet als rebellierende Punkerin einen anderen Rhythmus.
Ein Film zwischen Analyse und Imagination, komponiert aus dem Punk der Jugendjahre, begleitet vom Stahlwerksdröhnen und dem Rauschen der Autobahn. Unterbrochen von der schneidenden Stille stillgelegter Bergwerke, in die ab 2020 radioaktiver Müll verbracht wird. Halbwertzeit 24.000 Jahre. 685 Generationen.

Alex Gerbaulet, SCHICHT, Deutschland 2015, 28:30 Min., © AG / pong film Berlin
Alex Gerbaulet, SCHICHT, Deutschland 2015, 28:30 Min., © AG / pong film Berlin
Alex Gerbaulet, SCHICHT, Deutschland 2015, 28:30 Min., © AG / pong film Berlin
Romuald Karmakar, Coup de Boule, Deutschland 1987, 8 Min., Dreharbeiten: Wehrdienstpflichtige der Französischen Armee, Wittlich bei Trier, 1987, Foto © 1987 RK / Pantera Film GmbH

Mit der Stirn dem Gegenüber ins Gesicht stoßen;
französische Soldaten mit der Stirn gegen den Spind, die Holztür – zum Spaß, für alle Kameraden.
Geht die Tür kaputt? Nein.
Der Kopf? Nein.
Was dann? Nichts.